Schafbefall 2005

Schafbefall im April 2005

 

Hier soll vorab ein Zitat stehen:

“Die Entwicklung im Artenschutz hat deutlich werden lassen, daß die Wahrnehmung bzw. Verbesserung der Lebenschancen wildwachsender Pflanzen und Tiere im wesentlichen eine Frage der Sicherung ihrer Lebensräume einschließlich des Schutzes vor Beeinträchtigungen ist.” aus “Bericht der Landesregierung betreffend Vernetzung von Biotopen”, Drucksache 10/1920 zu dem Beschluss des Landtags vom 2. Mai 1985 zu Drucksache 10/1429, Drucksache des Landtags Rheinland-Pfalz

 

Die nächste Beweidung durch Schafe musste Anfang/Mitte April 2005 dokumentiert werden. Zufällig ist dies auch der Zeitpunkt der beginnenden Blüte der Schlüsselblume.

 

Beweidung kurz vor dem Beginn der Primelblüte

Abbildung 1: Beweidung der Primelwiese durch Schafe Anfang/Mitte April

 

Es sind deutlich weniger Primeln zu sehen als in den Vorjahren

Abbildung 2: Jetzt - Mitte/Ende April - sollten die Primeln in voller Blüte stehen. Wieviele können Sie sehen? Zum Beispiel am rechten Bildrand sind einige gelbe Punkte zu erkennen. Es sind deutlich weniger als in den Vorjahren.

 

zwei Beispiele für heruntergetretene Primeln

Abbildung 3: Kein Wunder, dass nur wenige Primelblüten zu sehen sind, denn viele haben es nicht durch die verfilzte Grasnarbe geschafft. Diejenigen, die es geschafft haben, wurden zum Teil abgefressen oder heruntergetrampelt.

 

der Vergleich spricht für sich

Abbildung 4: Hier noch der Vergleich der im April 2005 beweideten Primelwiese (links) mit der noch unbeweideten Wiese (rechts), nachdem die Schafe von der linken Wiese abgezogen waren. Auf der rechten Wiese sind deutlich einige Schlüsselblumen zu sehen. In den vergangenen Jahren waren auf der linken Wiese - die ”Primelwiese” - deutlich mehr Schlüsselblumen als auf der rechten Wiese.

 

Wiese während der Primelblüte in 2004Primelwiese 1998

Abbildung 5: Zum Vergleich die Aufnahme der Wiese aus dem Jahr 2004. (Alle bisherigen Aufnahmen auf dieser Seite: Stefan Marmé) Ein Fenster mit einer höher aufgelösten Abbildung (ca. 50 kB) der Wiese während der Blüte der Schlüsselblumen aus dem Jahr 1998 öffnet sich beim Anklicken des Bildes oben links. (Aufnahme: Manfred Marmé)

 

Die Wirkung von Schafen auf den Pflanzenbestand ist seit langem bekannt

“Gegenüber einer Mähwiese zeigt die Schafweide eine deutliche Verschiebung der Zusammensetzung des Pflanzenbestandes durch die Auslese-Wirkung des Verbisses*. ... sind Schafe aufgrund ihres schmaleren Maules besser in der Lage, einzelne wohlschmeckende Pflanzen oder Pflanzenteile selektiv herauszufressen. ... Wohlschmeckende, sich überwiegend generativ** vermehrende Gräser, sonstige Kräuter und Gehölze werden durch den gezielten Verbiß zurückgedrängt oder verschwinden sogar vollständig. Bei anderen Arten - wie der Küchenschelle und der Flockenblume - führt die intensive Schafbeweidung zur Auslese zwerg- und krüppelwüchsiger Formen.”, aus “Biotope pflegen mit Schafen”,  Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AID) mit Förderung durch den Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, 1992 (Anmerkung: *Verbiss meint ‘Abweiden’, **generativ meint ‘durch Blüte und anschließendes Aussamen’)

 

Realität im Naturschutzgebiet

Vielleicht passt es in unsere Zeit, dass aus unbegreiflichen Gründen und entgegen jedem gesunden Menschenverstand ausgerechnet während der Primelblüte diese Fläche beweidet wird.

Weniger als 25% der Weideflächen in diesem Naturschutzgebiet sind gemäß der geltenden Rechtsverordnung besonders geschützt. Ein Teil dieser Flächen (ein Teil von 25%) wurde bis ca. 2002 durch Mahd gepflegt. Der andere Teil der 25% darf (und durfte) ab dem 15. Juli eines jeden Jahres beweidet werden. Die restlichen ca. 75% der Flächen in diesem Naturschutzgebiet sind und waren in Übereinstimmung mit der geltenden Rechtsverordnung ganzjährig zur Beweidung freigegeben. Ein Teil der Flächen, die zu den 75% zählen, waren in 2005 bis Ende April gänzlich unbeweidet.

Die Einstellung der Pflegemaßnahmen durch Mahd für diese und andere Wiesen wurde in 2004 durch die zuständigen Landespflegebehörden wie folgt bestätigt und begründet:

“Es ist richtig, dass in den Jahren 2002 und 2003 eine generelle Umstellung der Biotoppflege im NSG “Auf der Hardt” von einer vorwiegenden Mahd bzw. Handmahd hin zu einer überwiegenden Beweidung der Flächen vorgenommen wurde. Diese Umstellung widerspricht in Teilen auch einigen Punkten des §4 der bestehenden Rechtsverordnung vom 16. Mai 1997. Die getroffenen Entscheidungen gründen jedoch auf § 6 (2) der Rechtsverordnung (‘§ 4, d.h. die Verbotstatbestände ist/sind nicht anzuwenden auf die von der Oberen Landespflegebehörde angeordneten oder genehmigten Handlungen, die der Kennzeichnung, Erforschung, Pflege oder Entwicklung des Gebietes dienen.’).”

Nach Rückfrage beim Bürgerbüro der Landesregierung konnte von diesem die Umstellung mit wörtlich fast identischen Sätzen bestätigt werden. Anstoß zu diesem Wechsel haben wohl der chronische Geldmangel und die “naturschutzfachlichen Ziele von Frau Umweltministerin Conrad” gegeben.

 

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